Eigentlich müsste an dieser Stelle jetzt ein: „Wie alles begann“ oder „Das war das eine Problem.“ kommen. Doch das geht bei Depression meist nicht. Es gibt nicht das eine Erlebnis, das alles zum Einsturz gebracht hat. Es gibt viele kleine und einfach genetische Voraussetzungen.

Das ist ein Modell, womit versucht wird, zu erklären, wie es zu einer Depression kommen kann: Man hat eine gewisse genetische Disposition und Stressfaktoren. Man kann auch seine persönlichen Ressourcen, wie seine Resilienz, dazu rechnen. Wenn man eine hohe Disposition hat, braucht es nur wenig Stressfaktoren, um es zu einer Symptombildung kommen zu lassen. Dazu muss eine gewisse Schwelle überschritten werden. Diese Schwelle kann durch unsere Ressourcen höher gesetzt werden und wird so später erreicht. (Falls ihr dazu noch Fragen habt, gerne rein in die Kommentare)

Bei mir herrscht vermutlich eine etwas höhere genetische Disposition vor, denn Depression ist in meiner Familie schon aufgetreten. Meine Stressfaktoren waren zahlreich und ich nenne nur ein paar:
Mein Studium war wahrscheinlich einer der größeren. Es hat mir zwar unglaublich Spaß gemacht und ich habe tolle Leute kennengelernt, aber der Leistungsdruck und mein eigener Anspruch an mich haben mir wirklich zu schaffen gemacht.
Auch als ich im ersten Semester erfahren habe, dass mein Vater 2016 verstorben ist und ich ihn nun nie kennenlernen kann.
Im April 2018 ist dann auch noch unsere Katze sehr unerwartet gestorben.
Ein weiterer wichtiger Punkt, der aber weiter zurück lag ist, dass ich im Gymnasium gemobbt wurde und auch die Schule wechseln musste.
Ihr merkt also: alle Taten haben Konsequenzen, auch wenn man sie nicht gleich überblickt.

Man kann es also nicht so einfach verstehen oder erklären warum es „jetzt plötzlich“ ausbricht. Ich würde sogar sagen, es gibt keinen Ausbruch bei einer Depression. Es ist ein schleichender Prozess.

Bei mir fing es damit an, dass ich weniger gelesen habe und mich darauf nicht mehr so konzentrieren konnte. Dann ging es weiter mit meiner Unlust Gitarre zu spielen. Das wirklich Traurige ist: ich habe es nicht bemerkt.

„Eskaliert“ ist es dann mit negativen Gedanken über meine Zukunft und gegenüber mir selber. Teilweise (aber nicht so häufige) Gefühlslosigkeit und ständiges unerklärliches Weinen.

Geholfen hat mir, eine Therapie anzufangen, Antidepressiva zu nehmen, und mir Gedanken über eine alternative Zukunft für mich zu machen. Aber der Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen und ich werde wahrscheinlich noch ein paar Sachen mit euch teilen.